Am 22. Juni 2017 hat der Deutsche Bundestag in seiner letzten Sitzung der 18. Wahlperiode einstimmig beschlossen und die Bundesregierung beauftragt, eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit der Situation von Kindern psychisch kranker Eltern beschäftigen soll.
Das forderten zahlreiche Fachverbände, Institutionen und Vertreter*innen der Wissenschaft seit vielen Jahren. Auf dieses wichtige gesellschaftspolitische Thema haben u. a. aufmerksam gemacht:
Der AFET – Bundesverband für Erziehungshilfe, das Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie der katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und der Dachverband Gemeindepsychiatrie wandten sich am 16. Januar 2014 federführend für die 17 bundesweiten Akteure an den Familien- und den Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags. Ihre Bitte: Eine Sachverständigenkommission soll die Versorgungssituation von Kindern und Familien mit psychisch kranken Eltern bewerten und den bundesrechtlichen Handlungsbedarf analysieren. Das Ziel der Initiatoren: Den betroffenen Menschen muss besser geholfen werden, ihre Gesundheits- und Familienprobleme zu bewältigen.
Fünf Monate nach diesem Start fand am 21. Mai 2014 im Familienausschuss ein nicht öffentliches Gespräch zum Thema „Hilfen für Kinder und Familien mit psychisch kranken Eltern“ statt. Darauf folgten weitere Treffen mit den Obleuten der Fraktionen aus dem Gesundheitsausschuss und dem Familienausschuss des Bundestags. Der Vorschlag aus der Politik: Statt der Sachverständigenkomission könne man eine interdisziplinär besetzte Arbeitsgruppe des Familien-, Gesundheits- und Sozialministeriums sowie der Expert*innen der Jugend- und Gesundheitshilfe einrichten.
Im Dezember 2016 verabschiedete die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zur Verbesserung der Versorgungssituation „Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern“.
2017 gab es weitere wichtige politische Impulse:
In der letzten Sitzung der 18. Wahlperiode, am 22. Juni 2017, stand der interfraktionelle Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU und SPD auf der Tagesordnung. Er wurde einstimmig verabschiedet.
Der Bundestag teilte mit: „Die Bundesregierung wurde unter anderem aufgefordert, eine zeitlich befristete interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Familien-, Sozial- und Gesundheitsministeriums, relevanter Fachverbände und -organisationen sowie weiterer Sachverständiger einzurichten, die einvernehmlich Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil psychisch erkrankt ist, erarbeitet.“
Daran knüpft die neue Bundesregierung an. CDU/CSU und SPD haben im Koalitionsvertrag erklärt: „Wir wollen die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern verbessern. Die Schnittstellenprobleme bei ihrer Unterstützung werden wir mit dem Ziel einer besseren Kooperation und Koordination der unterschiedlichen Hilfesysteme beseitigen.“
Der AFET wurde von den drei beteiligen Bundesministerien mit der Geschäftsführung der Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchtkranker Eltern beauftragt, die sich am 12. März 2018 konstituierte.